Zeitreise eines Tiefbau-Projektes

Vom Anfang bis zum Ende – und dann doch wieder der Anfang: Nachdem ich noch ein angewandtes Diplomarbeitsthema für eine Mädchengruppe organisiert hatte, war vorgesehen, mich für ein Jahr von der Schule zurückzuziehen. Die vier jungen Damen wollten mich aber als Betreuer nicht in die beabsichtigte Absenz entlassen, sodass ich die Betreuung zusagte und mit diesem Viererteam im Schuljahr 2013/14 ein Wasserversorgungsprojekt als Diplomarbeit betreute.

Als Aufgabenstellung war durch die Wassergenossenschaft Gschwendt / Gemeinde Strobl in der Form vorgegeben, eine Netzanalyse durchzuführen, die Dimensionierung und eventuelle Sanierung des Hochbehälters zu überlegen, eine Ursache für die immer wieder auftretenden Rohrbrüche zu finden, Bestandspläne der Anlage zu erstellen und für die derzeit nicht genutzten Quellen den Einbau einer Mikroturbine samt nachgeschalteter UV-Entkeimungsanlage zu planen. Nach einer anfänglich eher sehr mühseligen Grundlagenerhebung nahm die Bearbeitung im Lauf der Zeit an Umfang und Geschwindigkeit zu, wobei als externer Ansprechpartner der Obmann der Wassergenossenschaft (ein in der Zwischenzeit im Ruhestand befindlicher Fachpraktiker der HTL Hallein) zur Verfügung stand.

Nach der Fertigstellung des Projektes wurde die Arbeit im Ausschuss der Wassergenossenschaft vorgestellt und war die Arbeit der Vollversammlung der Wassergenossenschaft zu präsentieren. Spätestens zu dem Zeitpunkt, als in einem Gasthaus am Wolfgangsee den vier Bearbeiterinnen fünfzig bodenständige AberseerInnen gegenüber saßen, machte sich eine leichte Nervosität bemerkbar. Doch auf Grund der sehr guten Vorbereitung der vier Projektantinnen erfolgte die Präsentation des Projektes einschließlich der Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Turbine reibungslos und prägnant und wurde auch von den versammelten Mitgliedern mit einem aufrichtigen Applaus honoriert.

Das war das Ende (der Diplomarbeit). Aber……………..

Die Genossenschaft war von den Ergebnissen so angetan, dass nach Verfeinerung der Pläne und der Einarbeitung einiger Ergänzungswünsche das Projekt von meinem Ziviltechnikerbüro einer wasserrechtlichen Bewilligung zugeführt wurde und auf Antrag auch die Zuweisung von Förderungsgeldern sowohl durch die Kommunal Public Consulting als auch die AMAG erfolgte.

Die Planungen wurden 2016/2017 mit einem Kosteneinsatz von ca. € 250.000 umgesetzt. Dabei wurde ein Anbau an den bestehenden Behälter errichtet, eine moderne Fernwirk- bzw. Steuerungsanlage installiert, eine große UV-Anlage und eine Pelton-Turbine eingebaut und der alte Behälter sowohl bauphysikalisch als auch verrohrungstechnisch an den Stand der Technik angepasst.

Die Anlage ging im Sommer 2017 offiziell mit einem Wasserfest in Betrieb, zu dem auch die ursprünglichen Projektantinnen geladen waren und eine mehr als lobende Erwähnung fanden. Auch der Ausbildung Tiefbau an der HTL Salzburg im Allgemeinen wurde entsprechender Respekt entgegengebracht.

Die neue Anlage selbst steht nun am Anfang ihrer Zeitreise (….und dann doch wieder der Anfang) und wird in den nächsten Jahrzehnten die Bevölkerung nachhaltig mit bester Qualität und Quantität an heimischem Trinkwasser bis zu Verbrauchsspitzen von 2000 Personenäquivalenten versorgen.

Projektteam:

Sophie Däuber

Hannah Kurz

Tamara Pranz

Jennifer Probst

 

Projektbetreuer:

Prof. Baurat h.c. Dipl.-Ing. Georg Felber